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Montag, 29. Juni 2015

Ich öffne mich dem Arzt

Ich verdiene den Tod. Ja, davon bin ich im Moment überzeugt und so handle ich auch. Als sei nichts mehr in meinem Leben wichtig. Aber ich muss vorher noch meine Katze finden. Gestern Nacht rief sie in meinen Träumen mit einer so kläglichen Stimme nach mir, dass ich aufstand und sie suchte. Warum kann ich sie nicht finden? Das macht mir anscheinend mehr zu schaffen, als ich es zugestehen mag.

Zerknirscht gestehe ich: „Ich suche meine Katze. Ich bin der Verzweiflung nahe, sie ruft nach mir und ich kann sie einfach nicht finden! Es tut mir leid, dass ich so schroff war. Wirklich.“

Gabriel nickt mir sanft zu: „Und ich wusste nicht, dass Sie so einen großen Kummer mit sich herumtragen. Kann ich etwas für Sie tun? Sollen wir in der Mittagspause zu Ihnen fahren und gemeinsam suchen?“

„Wir haben einen neuen Fall! Da können wir nicht so einfach weg!“

„Nun, das kommt auf die Dringlichkeit an. Ein Lebewesen in Not hat bei mir absoluten Vorrang!“

Mir wird ganz warm ums Herz. Ich versuche Gabriel zuzulächeln. Zuerst will es nicht so recht funktionieren, weil ich diese Muskelpartie in letzter Zeit nicht wirklich trainiert habe, doch ein kleines Mundwinkelzucken kommt schon zutage, wie ich an des Arztes Reaktion sehe. Er strahlt zurück und es ist mir, als sei gerade die Sonne durch den Nebel gebrochen.

Völlig ungewohnte Gefühle durchströmen meine Nerven und setzten ein Kribbeln und Prickeln in meinem ganzen Körper frei. Es ist ein mächtiges Geschehen, doch so fremdartig, dass es mir Angst bereitet. Ich atme mehrmals durch, bis ich wieder klar denken kann. Die Sonne ist tatsächlich durch die Nebelwand gebrochen.

Jetzt muss ich aber wirklich den Tatort untersuchen. 

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